Mittwoch, 24. Februar 2016

Nicht allein in Granada

Nach vier Wochen in den einsamen Bergen hatte ich Sehnsucht nach Menschen, Anonymität und das, was man Zivilisation nennt. Deshalb fiel meine Entscheidung auf Granada. Auf den dortigen Touristenrummel war ich allerdings nicht vorbereitet. Der sich aber ganz klar auf eine Straßenmeile voller Restaurants und Bars konzentrierte. Erstaunlicherweise habe ich dort im Hinterhaus am ruhigsten gewohnt.

 






Granada und Leon stehen aus "historisch gewachsenen" Gründen in steter Konkurrenz. Ganz klar ist Granada die Schickere, aber Leon die Charismatischere. Ich fand die vielen bunten Kolonialbauten und den quirligen Mercado in Granada wundervoll zu bestaunen.

 

 


Ich hatte mich in einem günstigen Hostal ein bisschen ab vom Zentrum einquartiert, in der Annahme, hier sei es ruhiger. Und der Pool versprach ursprünglich auch mehr Attraktivität, als ein verlassenes Algenzuchtbecken, das fast ungenutzt im Innenhof vor sich hin trübt.
Voller Bewunderung schaute ich der Frau im roten Bikini zu, die sich von dem trüben Nass nicht abschrecken ließ und sich in das Becken wagte. "Dutch?", fragte sie, als sie am Rand ihre kurzen Bahnen unterbrach. Ich lümmelte in der Hängematte am Pool und erholte mich vom morgendlichen Stadtrundgang. "No, german", grinste ich.

 

Wir kamen schnell ins Gespräch und verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen. Das in einem späteren Barbesuch bei live Musik und Bier endete. Ich merkte, wie ich innerlich auflebte, auf Englisch mal ein paar Sätze jenseits oberflächlicher Befindlichkeiten zu wechseln. Und mit einer ebenfalls Alleinreisenden im gleichen Alter. Allerdings spricht Harmke auch Deutsch und Spanisch und es dauerte eine Weile, bis wir uns auf eine gemeinsame Sprache einigen konnten.


Am nächsten Tag sind wir gemeinsam erwartungsvoll zum Vulkan Mombacho aufgebrochen. In der sicheren Vorstellung, dass wir keine teure Tour für 40 Dollar buchen, um dort hochzuspazieren. Sondern hitchhiking oder den vorbeikommenden Bus (der hält hier, wenn man winkt - bei uns unvorstellbar) nehmen bis zum Ausgangspunkt und dann hochwandern. Gesagt getan. Alles geklappt. Der Aufstieg war steil, müßig und langatmig und von dem Krater oben konnte man nichts sehen.


 




 
Wir sind oben aber durch viel schönes Grün und irre Pflanzenkonstellationen durchgelaufen, einmal rundrum. Und wie scheinbar immer in Nicaragua: hier ganz besonders viel Wind - ich dachte, die wie überdimensionale Schamanentrommeln aussehenden Satellitenschüsseln vom Funkturmgerüst fallen gleich ab. Den mühsamen Weg abwärts hat uns dann ein freundlicher PickUp-Fahrer verkürzt, welcome to Nicaragua. Mit diesem "ride" sind wir dann gleich bis nach Granada zurück.


Nachdem Harmke und ich gleichermaßen unzufrieden waren mit unserer günstigen aber lauten Herberge zogen wir um in die ruhige, familiäre Hospedaje Ruiz mitten auf der Meile -  eindeutig eine gute Entscheidung. Den anvisierten Ausflug zur Laguna de Apoyo haben wir dann wagemutig, abenteuerlustig und bewegungsbedürftig am nächsten Tag per Rad gemacht. Schön über Sandpisten und Schotterwege, kein Autoverkehr. Bis zum Abhang kurz vor der Lagune konnten wir fahren, den Abstieg mussten wir dann zu Fuß bis ans Ufer mehr oder weniger über sandiges Geröll und Baumwurzeln runterrutschen. Das klare Wasser unten hat uns dann für die schweißtreibenden Mühen belohnt. Wir haben aber wohl nicht die gängige Route erwischt, weit und breit waren wir an dem Fleckchen Erde die einzigen.



 



Auf dem Hinweg machten wir Station in einem kleinen Schmetterlingsgarten: im Nicaragua Butterfly Reserve . Ich war ehrlich erstaunt, wie eindrucksvoll der kleine Garten ist. Und ich wusste nicht, dass jede Schmetterlingsart ihre eigenen speziellen Pflanzenarten benötigt, einmal um die Eier abzulegen und eine weitere zum Nektar schlürfen. Deshalb ist es so schwierig diese Artenvielfalt zu erhalten, weil es gilt, die entsprechenden Pflanzenarten nicht aussterben zu lassen. Und es gibt sogar Schmetterlinge, die sich mit ihrem Rüssel auch von anderen Essenzen aus Früchten, wie zumBeispiel Bananen, oder Kot oder Aas ernähren. Increible!


 






Da wir nach dem Bestaunen der Schmetterlinge und der staubigen Tour zur Laguna de Apoyo noch den halben Tag und viel Energie besaßen sind wir - nach einem üppigen Mahl in einem touristfreien Restaurante - noch nach Puerto Asese, Hafen an einer kleinen Halbinsel südlich Granadas, weitergeradelt. Ein etwas abgehalfterter kleiner Ort mit morbidem Flair, der den Zugang zu den vor Granada liegenden Isletas (viele kleine zum Teil in Privatbesitz befindliche Inselchen, so wie in Schweden die Schären) per Boot anbietet. Der Grund für die Verlassenheit oder gar Vergessenheit dieses kleinen Touristenortes blieb uns ein Rätsel.








Zurück nach Granada an der langen Strandmeile am Lago de Nicaragua, dessen Wasserstand zur Zeit so niedrig ist, dass die Boote von hier zur Isla Ometepe und weiter nach San Carlos nicht mehr verkehren. In Stadtnähe ist das Ufer wenig einladend zum Baden oder ähnliches. Der See müffelt irgendwie.


Die Radtour hat trotz der für sportliche Aktionen mir ungewohnten Hitze sehr viel Spaß gemacht, ich hatte es schon sehr vermisst, mal wieder im Sattel zu sitzen. Harmke wird am kommenden Wochenende zu ihrer Radtour über Panama nach Costa Rica aufbrechen. Ich hatte überlegt mich noch einzuklinken, aber das ist eine sehr teure Luxusradtour mit Exklusivhotels und Gepäcktransport. Aber attraktiv war der Gedanke! Vielleicht sollte man das mal selber organisieren mit einer kleinen Gruppe und im "Low Budget"-Format.
Und mit Harmke.

Freitag, 12. Februar 2016

Murales, Streetart & Kuriositäten

































Erstaunlich, was sich in Nicaragua alles auf Hausmauern, zementierten Umzäunungen und Wänden im allgemeinen an Botschaften und Kunstwerken darbietet. Nicht nur, dass die meiste Werbung in Eigenarbeit mit Pinseln und Farbe auf die Häuserwände gebracht wird. In Esteli gibt es unzählige Wandmalereinen über die ganze Stadt verteilt, die im Rahmen einer Kunstaktion mit Kindern entstanden sind. 
Und kein Ort, den ich gesehen habe, kommt ohne auf Wänden verewigte politische Bekenntnisse bzw. Erinnerungen an die Revolution aus.












Carlos Hokano /Leon


Las Penitas
 
Kindergarten in Leon

Las Penitas

Las Penitas


Leon

Achuapa

Esteli

Esteli

Esteli

Museo de la Revolucion in Leon.

Die Helden im Hof des Museo de la Revolucion /Leon.

Senor Sandino. Nicht nur in Leon.
Viva la Revolucion. In Leon.

Im Stadtteil Zaragoza in Leon.

 Hausdekoration in Leon

Nach Weihnachten ist vor Weihnachten. In Leon.

Fahrradersatzteile auf dem Mercado San Juan in Leon

Casa de Cultura in El Lagartillo
Apotheke am Terminal de Norte (Busbahnhof) in Esteli