Donnerstag, 25. August 2016

US-Premiere: Stippvisite in Atlanta


Aufregend. Unerwartet. Ich reise in die Vereinigten Staaten, die Neugier im Gepäck überwiegt all die Vorurteile und Zweifel. Vor über vier Jahren hat meine Lieblingscousine sich auf die Reise gemacht und blieb. Eigentlich keine untypische Route für eine Amrumerin. Nun bin ich neugierig auf ihr Leben dort in Atlanta, ihr Zuhause, ihre Freunde. Was für ein Schritt. Ich habe oft an sie gedacht, als mich in den letzten Wochen immer wieder die Sehnsucht nach Vertrautem überrollte und ich mich nach mehreren Monaten so fremd und verkehrt fühlte in der weiten Welt. Aber Stephanie hatte hier eine Liebe und eine neue Familie gefunden, das fängt sicherlich anders auf als die wechselnden Kulissen einer ewig Streunenden dazu in der Lage sein mögen.



Alles ist groß und größer. Breiter. Gewaltiger. Die Autos, die Straßen. Die Wegstrecken länger. Und der Flughafen von Atlanta ist fast schon Legende. Wir finden uns trotzdem und stehen uns plötzlich gegenüber - so vertraut und fremd zugleich. Was der Freude jedoch nichts anhaben kann, ich glaube, ein bisschen können wir beide es nicht fassen, dass wir hier jetzt voreinander stehen, wirklich und leibhaftig. Nach dem obligatorischen Besuch des Geldautomaten folgt die Einführung ins überschaubare Metrosystem von Atlanta, hier heißt die Bahn "Marta". Es existieren eine Nord-Süd-  und eine West-Ost-Verbindung. Das war's. Öffentlicher Nahverkehr scheint in einem Land, in dem man fast alles im SUV und mit Kreditkarte abwickelt, keiner besonderen Wertschätzung zu unterliegen. In einem Land, in dem Ärzte ohne Grenzen die Footballstadien füllen.




Georgia, Südstaaten. Und ich fühle mich hier ebenso als Besucherin und Touristin wie in Mittelamerika. Nur ist es hier nicht ganz so offensichtlich. Erst wenn ich beginne Englisch zu sprechen, ist mein Akzent und die fehlende typische Südstaatenbetonung eindeutiger Indikator für mein Fremdsein. Ich mag diese besondere Sprachmelodie hier, wenn die Menschen reden. Es hat sowohl eine dramatische als auch eine herzliche und humorvolle Note … ich höre gerne zu und verstehe nicht immer alles.






"Hey. Hi! How are you doing?" Freundliche Begrüßungsrituale. Ungewohnt für norddeutsche Naturen wie mich. Oberflächlich, ja. Aber ich entdecke eine ehrlich gemeinte Offenherzigkeit für den kurzen Moment des Begegnens, die ich bei uns oftmals vermisse. Mich nicht ausgenommen. Es macht das kurzweilige Miteinander im Alltag wesentlich angenehmer!



Und ich verliebe mich schnell in die zauberhaften alten Holzhäuser. Keine Veranda ohne Schaukelstuhl - ein Merkmal, das sich seit Nicaragua wie ein sich beständig wiederholendes Bild in meinen Reisefilm durch all die Länder einbettet. Wie schön, dass Menschen sich gar nicht so sehr unterscheiden. Das fast lethargische Vorsichhindämmern im lauschigen Schatten, im monoton wiegenden Vor und Zurück eines hölzernen Thrones, herab von der erhabenen Vorderhausterrasse, mit sonnenmüdem Blick aus halb verschlossenen Augen die Welt streifend.



Alles grün in Grant Park - ehemaliger Sklavenfriedhof auf dem Oakland Cemetary - Murals in der Carrol Street - IPA im "Dakota Blue"- Tanzen im "Republic"- Olympia Park- Village East Atlanta -  Coca-Cola-Museum - Local Farmer's Market - Little 5 Points - Shoppen bei Rag-a-Rama - X-Men Apocalypse im Autokino - Brunch in Decatur - Margret Mitchell - High Museum of Art -  Midtown - Peachstreet ... Wow.

Danke, Steph. Für die gute Zeit in Deinem mir unbekannten Land. Danke für die innige Zeit der Zuwendung und Vertrautheit nach einer anstrengenden Zeit in der Fremde.
Ich bin gespannt, wo wir uns wiedersehen werden!