Sonntag, 7. August 2016

"Urlaub vom Urlaub" part II - Durchatmen auf Isla Holbox


Als ich nach langer nächtlicher Busfahrt von Merida im kleinen Hafen von Chiquila ankomme, empfängt mich ein bläulich schimmerndes Morgendämmern. Die erste Fähre nach Holbox geht um sechs Uhr und während wir über den noch verschlafenen Golf von Mexiko tuckern, mischt sich das Orange der aufgehenden Sonne ins morgendliche Blau. Bis die Sonne ausreichend am Horizont empor geklettert ist und kompromisslos den Tag zum Tage macht.



Es ist natürlich viel zu früh, um jemanden an der Rezeption meines Hostels anzutreffen. So spaziere ich in aller Ruhe in regloser Morgenstimmung durch den Sand der Straßen von Holbox. Autos sind die Ausnahme,  Fahrradtaxis und Golfcaddys machen den frühen Verkehr zu einer angenehmen Nebensache. Die Sonne lässt bereits die Farben leuchten, die Farben der bunt getünchten Häuserwände, der bemalten Türen, der direkt auf Mauern aufgebrachten Reklamegemälden. Und natürlich die unzähligen Murales, die ich zu dieser frühmorgendlichen Stunde ungestört betrachten und bestaunen kann.


Alles liegt dicht beieinander, die Hauptstraße führt direkt vom Hafen durch den Ort zum Strand auf der anderen Seite. Gesäumt von Restaurants, Boutiquen, Tortillerias, Cafés, Pizzerias, kleinen Supermercados, Apotheken, einem kleinen Markt, der örtlichen Klinik, dem Rathaus, Kirche und Plaza. Alles noch verschlossen.


Mein Hostel finde ich an der parallel zum Strand verlaufenden Sandstraße und ich kann meinen großen Rucksack unterstellen, bis die Rezeption öffnet. Ich gehe an den dahinter liegenden Strand, an dem sich bereits zwei Läufer und eine Yogadame antreffen lassen. Und einige noch sehr verträumte Pelikane. Das schmale sandige Eiland scheint langsam aus dem Schlaf zu erwachen. Ein morgendliches Bad in der türkisenen Badewanne vor meiner Nase wäscht mir den nächtlichen Busmief von Haut und Haaren und ich komme langsam an …


Das zauberhafte ehemalige Piratenversteck, auf dem man wegen des Sandbodens keine Asphaltstraßen bauen kann, macht es mir leicht, mich zum Bleiben zu entschließen. Ich miete mich für zwei Wochen in  einem Zimmer mit Balkon in einem bunten Hostel ein. Mit Gesellschaft, Küche und Lesestoff wenn mir danach ist. Alles Notwendige ist barfuß erreichbar, zum Radfahren ist es mir viel zu warm. Ich ernenne die nächstgelegene Beach Bar zu meiner Strandresidenz - kaltes Bier, Guacamole und Schatten, während ich zwischen den einzelnen Buchkapiteln in der türkisfarbenen Salzlake eine Runde um die Pelikane drehe.




Ich lese viel, organisiere nichts. Nur die Flüge nach Atlanta/USA und danach zurück nach Deutschland buche ich, nachdem ich mich endlich für eine Rückkehr entschieden habe. Mit Zwischenstopp bei meinem Lieblingscousinchen, so nah komme ich den US-Südstaaten so schnell sicherlich nicht wieder. Ich brauche lange für diesen Entschluss, die Reise abzubrechen. Hadere mit Gedanken vom Scheitern. Vom nicht erfüllen können dessen, was ich mir von diesem besonderen Jahr erhofft hatte. Die Gedanken bauen eine Kluft zwischen Gewolltem, Ersehntem, Gewünschtem und dem Befinden, das mich zu einem ganz anderen, unerwarteten Weg führt. Was soll ich in Hamburg? Was will ich jetzt in Deutschland? Ohne eigenes Zuhause, meine eigenen vier Wände stehen mir nicht zur Verfügung. Es fällt mir schwer, aber ich weiß, dass sich dann schon zeigen wird, was als nächstes dran ist. Aber die Erleichterung, eine Entscheidung getroffen und Flüge gebucht zu haben, lassen mich die Zeit auf Holbox genießen. Licht, Farben und Wärme füttern die Sinne.









Vielleicht ist es das An- und Runterkommen, dass der Erkältung erlaubt, sich hartnäckigst zu präsentieren und mich zwingt, die kleine Klinik im Ort aufzusuchen. Der mexikanische Arzt dort untersucht mich gründlich, inklusive Röntgen der Lungen. Bronchitis vom Feinsten. Und ich darf eine Woche lang täglich herspazieren, und mir meine Ladung Antibiotikum per Spritze abholen plus Inhalationskur. Die medizinische Keule zeigt Erfolg und ich bin dankbar für die freundliche Unterstützung und baldige Gesundung. Und sehr stolz, dass ich auch diese Episode mit meinem fortschreitenden Spanisch meistern konnte!























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen