Samstag, 9. Januar 2016

Tage in Leon

Die Zeit in Leon neigt sich dem Ende. Und obwohl ich anfangs befürchtete, mir könnten acht Tage zu lange sein und in Erwägung zog, vor dem geplanten Aufenthalt in der Sprachenschule im Norden noch einen Zwischenstopp woanders einzulegen ...

Mein derzeitiger Begleiter beim Busfahren ...

 ... jetzt bin ich froh, dass ich mich mehrmals durch Leons Straßen  habe treiben lassen, durch Viertel und über Märkte, die jenseits der touristisch üblichen Pfade liegen. Und nochmals an den Pazifik fuhr, um auch den letzten erreichbaren Strandabschnitt zwischen Las Penitas und Poneloya zu erkunden.







 



Dass ich das - auch mit meiner Kamera in der Hand - so unerschrocken und neugierig und entspannt tun konnte liegt an der Freundlichkeit dieser Menschen hier. Ich bin wirklich berührt von der Offenherzigkeit, dem Wohlwollen und der Fröhlichkeit, die die Nicas mir bislang entgegen gebracht haben. Selbst wenn ein erster Blickkontakt ernst, distanziert oder vielleicht sogar unsicher scheint - mit einem Lächeln ist der Bann sofort gebrochen. Mein Lächeln wird erwidert, fast spüre ich Erleichterung. Ja, hier bin ich die Fremde.

World of Plastic

 Ich hatte ganz vergessen, wie viel Freude und Freiheit es mir bedeutet, wenn ich zeitlos mit meiner Kamera durch die Straßen streifen, mich über bunte quirlige Märkte treiben lassen und ganz unaufdringlich beobachten darf ... und ich bin erstaunt über mich selber, als würde ich ständig ein Unwohlsein, Fremdelgefühl oder Beklommenheit vermissen. Doch ich kann einfach vertrauen, schäme mich nicht meiner Unwissenheit und habe gelegentlich gefragt, ob ich fotogefieren darf. Zum Beispiel in der Küche des kleinen unspektakulären "Pupusa"-Restaurants gleich an der nächsten Straßenecke (Pupusas sind kleine, entweder mit Bohnen, Käse oder Fleisch oder allem, gefüllte Maistortillas aus Honduras). Oder die Jungs, die nahe des Busterminals in San Juan die riesigen Plastikmüllsäcke verladen.



"Pupusas" aus Honduras, wie mir ein Mensch aus Ecuador erklärte ....


Erstaunlich & unerwartet: Fahrradkultur an jeder Ecke!

 Es ist wahr, insbesondere beim Reisen - und insbesondere beim Alleinereisen - ist plötzlich eine Achtsamkeit lebendig, wie ich sie im Alltag oft vergesse,  verdränge, vermisse. Das neugierige Beobachten alles Fremden, Neuen, Unbekannten. Das vorsichtige Herantasten an Sprache, Umgangsformen und natürlich das Essen. Alles ist anders, die Geräusche der Stadt, der Kaffee am Morgen, die Gerüche in den Straßen und auf dem Markt, die Gesichter der Menschen, das Tempo der Menschen auf dem Bürgersteig ... so viele Eindrücke.






1 Kommentar:

  1. Liebe Enken, wunderschön wie du mit Achtsamkeit,Neugier, Spannung und Freude entdeckst! Ich freue mich immer mal wieder dabei sein zu dürfen und schicke dir sonnig kalte Grüße aus Köln, Kerstin

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