Freitag, 15. Juli 2016

"Urlaub vom Urlaub" - ein Versuch

Ich hatte zunächst keinen blassen Schimmer, wohin es von Cancun aus nun gehen sollte. Meine Sehnsucht nach einem Ort zum Wohlfühlen und Niederlassen war groß, die Nerven für eine lange oder gar umständliche Anreise aber verbraucht. Isla Mujeres klang gut und lag nur eine Fährfahrt von nicht einmal einer Stunde direkt vor der Küste.


Ich landete auf einem dem Tourismus vollkommen erlegenen Eiland, der Rummel setzte ein, kaum hatte ich einen Fuß aus dem Hafengebäude gesetzt. Souvenirladen an Souvenirladen reihte sich in der Hauptstraße, Touristen und Taxis sorgten auf kleinem Raum für regen Verkehr. In dem kleinen Viertel, das ich auf dem Weg zu meiner Unterkunft durchquerte, wurden die Souvenirshops weniger, Restaurants, Cafés und Ausflugsanbieter gesellten sich dazu. Ich gönnte mir den Luxus eines günstigen Appartements in Strandnähe. Einfach, ein wenig dunkel - aber meins für eine Weile.

Der Malecon - der Brandung des Atlantik ausgesetzt

Auch immer Sonnenschein hinterlässt Spuren
Die Strandwelt war schnell erfasst, fast alle zugänglichen Abschnitte lagen vor Hotels und waren dicht von Badegästen aus aller Welt besiedelt. Das Wasser flach, seicht und türkis. Eine kleine Bucht zu Füßen einer auf einem Felsen thronenden Riesenanlage schien der einzige Ort, der ein wenig mehr Platz und Abstand zu anderen bot. Ich weiß nicht, mit welchen Augen die Autoren meiner Reiseführer diese Insel wahrgenommen haben. Doch ich hatte demnach ein wesentlich ruhigeres Fleckchen Erde erwartet. Blauäugig wie ich nun mal bin.


Für diesen ersten Missmut entschädigte mich das Abendessen auf der Plaza im Ort. An einem der Stände gab es ein ganzes Buffet mit Soßen, Salaten und Gemüsen, mit denen man seine etwa handtellergroßen Tortillas füllen konnte. Wahlweise mit frisch gegrilltem Fisch oder Fleisch. Was für ein Fest - ich wurde zur Stammkundin. Auch wenn das Essen der überfüllten Tacos eine etwas triefende Prozedur war, zu der man sich am besten ausreichend Servietten gegriffen hat - einfach lecker! Um mich herum tummelten sich anlässlich einer lokalen Feierlichkeit außer Touristen auch zahlreiche mexikanische Familien. Paradoxerweise fühlte ich mich fremder unter all den Touristen als in Gesellschaft von Einheimischen. Wie schon in Cancun sprach ich standhaft Spanisch, auch wenn die meisten Mexikaner hier Englisch sprechen. Aber ich wollte mein erlerntes Spanisch beibehalten und das mexikanische Spanisch war so herrlich gut zu verstehen - klarer und weniger nuschelig als in Nicaragua. Endlich konnte ich mich unterhalten ohne ununterbrochen nachzufragen, weil ich nichts verstand. Damit und mit dem fantastischen Essen war meine Zuneigung zu Mexiko schon besiegelt.

Ix Chel - Göttin der Maya. Erd- und Mondgöttin, Göttin der Fruchtbarkeit,
Gebieterin der Wasser, des Regenbogens und der Überflutungen.  


Um die Insel ausgiebiger zu erkundschaften, mietete ich mir ein Fahrrad. Trotz fies verbauter Abschnitte, der üblichen Ruinenlandschaften - nicht mehr genutztes oder nicht fertig gewordenes an Bauwerk verwittert, verfällt und bleibt - und einer Start- und Landebahn für Flugzeuge mittendrin, entdeckte ich den einen und anderen schönen Küstenabschnitt. Am südlichen Ende der Insel - der Punta del Sur - wehte ein anständiger Wind und an die östliche Küstenseite rollte die Atlantikbrandung.

Punta del Sur - der südliche Zipfel der Isla Mujeres
Blick auf Cancuns Skyline von der Westküste
Eines der wenigen Autos auf der Insel
Mein Bike & im Hintergrund das Hauptverkehrsmittel: Golfcarts

Während meiner Inseltour kam ich an einer Auffang- und Aufzuchtstation für Schildkröten vorbei. Trotz der guten Absichten hinter diesen Projekten habe ich immer ein mulmiges Gefühl beim Anblick der Tiere in eingesperrten Zustand zu ihrem Wohl und ihrer Erhaltung. Die Faszination für diese besonderen Lebewesen ist auch nicht dieselbe wie in freier Natur. Doch solange die Einen nicht aufhören Flossen und Eiern und Panzern hinterherzujagen, werden die Anderen die wenigen überlebenden dieser Art in Käfigen vor jenen zu schützen versuchen.





Lebende Concha
 - das Haus dieser Schnecke fehlt in keinem Souvenirshop

Fast so groß wie mein kleiner Finger ...










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