Dienstag, 22. März 2016

Aufbruch zum Rio San Juan


Aufbruch nach San Carlos

In Managua erwartet mich der von allen stets gefürchtete Wechsel von einem Busterminal zum anderen, quer durch diese undurchsichtige, laute Stadt ohne Straßennamen. Ich verhandle mit einem "sicheren" Taxifahrer - was soviel wie echt und ehrlich bedeutet, er selbst stellt sich als solcher vor und weist auf das Logo auf seinem weißen Polohemd, das auch seine Kollegen tragen -  und komme so ganz unaufregend an mein Ziel, den Mercado Mayoreo. Dass ich sicherlich trotz Handelns auch mehr als üblich gezahlt habe, zumal der Fahrer natürlich mehr als meine Wenigkeit mitgenommen hat, kann ich verkraften. In Hamburg wäre es mindestens das zehnfache gewesen. Und für's nächste Mal bin ich wieder schlauer.


Üblich intensives Treiben am Busterminal. Das Gute: die Jungs fangen einen gleich ab, indem sie einen offensiv nach dem Ziel fragen und einen dann zum richtigen Bus geleiten. Ich frage natürlich trotzdem noch dreimal nach ... Aber die möchten ihre Busse natürlich voller als voll kriegen. Ticket gekauft und angestellt. Die Menschen, die hier auf ihren "ride" in den Süden warten, sehen wieder ganz anders aus. Dunkler, indigener. Ich werde angestarrt, wie üblich. Wahrscheinlich ähnlich wie der erste schwarze Asylant damals in meiner kleinen Heimatstadt in Nordfriesland. Ich habe mich daran gewöhnt. Da steckt nichts böses hinter.


Der Bus ist voll. Ausnahmsweise gibt es zugeteilte Sitzplätze. Was nicht heißt, dass nur Tickets für die Sitzplätze verkauft werden. Jeder kommt mit und es wird voll - lateinamerikanisch voll nicht europäisch voll. Neben mir ein ungewöhnlich großer Nica, der ebenso wie ich Mühen hat, seine langen Beine unterzukriegen. Der Abstand zwischen den Sitzreihen ist lächerlich und wir haben ausgerechent die Plätze über dem Radkasten erwischt. Was bedeutet, dass einem die Knie quasi unter dem Kinn klemmen. Ich hab zumindest auf den Gangplatz bestanden.


Aber auch in den Gang kann ich meine Beine bald nicht mehr auslagern, es ist einfach kein Durchkommen, nicht mal am Boden, nicht mal für einen Fuß. Mit meinem Oberkörper weiche ich bald nach links aus, meine nicaraguanische Nachbarin hat sich glücklicherweise auch nach links ans Fenster verlagert, sie versucht tatsächlich zu schlafen. Denn ein übermächtiger Busen drückt sich mir von rechts aus dem Gang ins Gesicht. Widerstand ist zwecklos. Und unmöglich. Die prallen Hüften, die zum Busen gehören, pressen sich in meine Seite. Zumindest ist es eine Frau, die sich mir da aufdrängt. Und sicherlich wäre ihr auch lieber, sie könnte ihre Masse anders unterbringen. Sage ich mir die ganze Zeit, in der ich mich nicht in meinem Sitz bewegen kann. Doch den Gedanken, meinen Sitz aufzugeben, um wenigstens mal stehen zu können, und jemand anderen sitzen zu lassen, verwerfe ich sofort wieder. Innerhalb von wenigen Minuten würde ich das zutiefst bereuen.

Doch auch dieser Bus kommt irgendwann an seinem Ziel an und in San Carlos steigen alle erschöpft und erleichtert aus. Mit Hilfe eines Taxifahrers findet sich in dem gerade gut besuchten Ort doch noch ein charmantes Zimmer.


Ich hatte ein verschlafenes Dorf erwartet, hier wo der Rio San Juan sich mit dem Lago de Nicaragua verbindet. Viele Boote, ein paar Häuser, wenige Menschen. Ich bin überrscht, wie quirlig, bunt und lebendig das kleine San Carlos nun doch erscheint.


Und beschließe, nicht gleich am nächsten Morgen weiter zu fahren, sondern einen Tag zu verweilen. Um mit der Kamera durch die Straßen zu schlendern und neugierig über den Markt zu streunen. Herumzuspazieren und mich zu aklimatisieren. Und um in aller Ruhe herauszufinden, wo das Boot über den Rio dann ablegt und wer mir die Tickets verkauft.







Ich entdecke eine deutsche Bäckerei mit tatsächlich leckerem Körnerbrot. Auch hier wieder einige schöne "Murales" - kunstvoll bemalte Mauern und Häuserwände.


Ausnahmsweise mehrgeschossige Häuser am Hang. Der Markt rankt sich wie in jedem anderen Ort Nicaraguas auch hier um den Busterminal, an dem sich auch viele kleine "Comedors" finden. Dort kann man für wenig Geld lokale Gerichte essen.


In der Markthalle gegenüber findet sich dann in Ergänzung zu den Obst- und Gemüseständen draußen, alles, was man sonst noch braucht: Schuhe, Kleidung, Plastikschalen, -schüsseln und -eimer in allen Größen und Varianten,  Schreibwaren, Seifen, Waschmittel, Kosmetika ...






























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