Freitag, 25. März 2016

Grand River Lodge - Ferien auf dem Bauernhof

Nach den für mich emotional manchmal schwierigen letzten Etappen meiner Reise, während denen ich mit dem Alleinsein, Entscheidungsschwierigkeiten und mir selber kämpfte, trat hier in der abgeschiedenen Herberge am Fluss wieder die Leichtigkeit in den Vordergrund. Den Flyer von der "Grand River Lodge" trug ich seit Ometepe mit mir herum.


Boothaltestelle am Rio San Juan

Über schiefe Holzbohlen zum Ziel
 Die Lage am Fluss, mitten in der Natur, das rustikale Ambiente der Unterkünfte und die Aussicht, endlich mal wieder im Sattel eines Pferdes zu sitzen, machten mir die Entscheidung leicht, sich hier ein paar Tage einzuquartieren. Mit einem unkomplizierten Anruf aus El Castillo war meine Hütte gebucht.

Meins dachte ich. Und zog zu einer Fledermaus, sie wohnte oben unter'm Dach, ich unten. Nur abends zischte sie ab und an in irrer Geschwindigkeit quer durch die Hütte, unter meinem Bett nach draußen.

Das Hauptdach: Restaurant, Küche, Rezeption und Zentrum allen Geschehens.




Also stieg ich vom winzigen Kai in El Castillo wieder in ein Boot über den Rio San Juan, das Richtung San Carlos ablegte. Am "Anleger" der Grand River Lodge stieg ich vom Boot direkt ins feuchte Gras am Ufer. Anschließend führt ein verwitterter Bohlenweg Richtung Lodge, auf dem ich  vorsichtig weiter marschierte. Es fiel ein leichter Regen, der all das satte Grün der Ufervegetation um mich herum noch satter leuchten ließ. Nachdem ich einen flachen Tümpel passiert hatte, endete der Holzsteg auf einer  Kuhweide. Einige Schritte weiter kam ich am Gatter der River Lodge an.





Nachdem ich mich am Tresen der Outdoorküche unterm Hauptdach angemeldet hatte, zeigte mir Samuel meine Cabana (die ich mir mit einer Fledermaus teilte, wie ich abends feststellte). Was für ein Luxus, eine riesige Hütte mit Veranda und Hängematte, eigenem Bad und zwei Betten für mich allein!







Tatsächlich habe auch ich es geschafft, der Kuh einige Milliliter Milch zu entlocken!

 


 
Mit meinen Nachbarn aus Holland freundete ich mich sofort an. Leonie, Richard und ich unternahmen in den nächsten Tagen viel zusammen und verabredeten uns zum gemeinsamen Essen. Die Gesellschaft genoss ich sehr, wir hatten viele gute Gespräche und viel Spaß beim Ausreiten, beim Beobachten einer nicaraguanischen Hochzeit, auf der Cacao-Tour mit Samuel und beim Paddeln auf dem Rio San Juan.









Die Tage in der Grand River Lodge waren plötzlich so einfach und unkompliziert. Wie das Leben dort auf dem Land eben ist. Und mit dem Großfamilienbetrieb und all den Hühnern, Hunden, Gänsen, Schweinen und Ferkeln, Kühen und Pferden um einen herum, waren es tatsächlich Ferien auf dem Bauernhof. Bis zum Schluss haben wir nicht alle Verwandtschaftsverhältnisse der Menschen, die zur Finca und der Lodge gehörten, ergründen können. Obwohl Leonie wirklich ausdauernd Fragen stellte.

Cacao-Tour mit Samuel: Auf der hauseigenen Cacaoplantage zeigt er uns zusammen mit seinem Töchterchen die unterschiedlichen Pflanzen, erklärt uns die Wachstumsbedingungen und lässt uns die Samen lutschen.
 




Getrocknete, geröstete Cacaosamen werden geschält und gemahlen ...

... mit Milch und Zucker lange auf dem Feuer gerührt.

Lecker Schokolade!







Beeindruckend war für mich erneut, wie das abgelegene Leben der Menschen hier funktioniert. Alle Wege in die Umgebung oder gar in den nächsten größeren Ort, sind weiter, mühsamer, und brauchen Zeit. Um zu seinem Englischunterricht in San Carlos zu kommen, muss Samuel den einen Bus erreichen, der vom nahe gelegenen Dorf La Esperanza nach San Carlos fährt. Der fährt aus ungeklärten Gründen aber plötzlich auch mal nicht und braucht mindestens eine Stunde. Die Boote brauchen ähnlich lange, sind aber teurer. Und der Rückweg ist nicht immer am selben Tag machbar.
 

Doch immer wieder - ob in Lagartillo, auf Ometepe oder hier - höre ich in Gesprächen mit Nicas heraus, dass sie ihr Leben ganz bewusst schätzen, in all seiner Einfachheit und in der Verbundenheit mit Natur und der Gemeinschaft der Familie.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen