Dienstag, 22. März 2016

Über den Rio San Juan nach El Castillo

Leben aus dem Bilderbuch

Nach langem Überlegen, ob ich den ganzen Rio San Juan bis zur Karibikküste herunterfahre oder nur ein Stück, entschied ich mich, das Boot bis El Castillo zu nehmen. Sollte ich dann noch weiter den Fluss herunter wollen, könnte ich das von dort aus immer noch. Das Boot in San Carlos geht um acht.


Etwa drei Stunden dauert die Fahrt den breiten Fluss hinunter. Wie die Busse in Nicaragua, hält auch das Boot bei Bedarf am Ufer, um Menschen und Waren aufzunehmen. Wer mit will, steht rechtzeitig an der potentiellen Anlegestelle und macht sich bemerkbar.


 Die Flussufer sind ziemlich weit weg, Tiere und Pflanzen nur bedingt im Vorbeiziehen und aus der Ferne zu bestaunen. Der eine oder andere "howler monkey" - den man eher brüllen hört als sieht -  lässt sich in den höchsten Baumwipfeln blicken. Und Urwaldvegetation erstreckt sich ununterbrochen am Ufer entlang.





 


Zwischendurch drosselt der Mann am Bootsmotor die Geschwindigkeit, behutsam und leise manövriert er uns durch einige Untiefen. Die im Wasser stehenden Reiher und Kraniche lassen erahnen, wie flach das Wasser an manchen Stellen ist. Und immer wieder müssen im Flussgrund liegende Baumstämme, Wurzeln und hängen gebliebenes Treibholz umschifft werden.


Immer mal wieder zeigen sich am Flussufer Häuser, einige kleine Boote ziehen vorbei. Ein ganz anderes Leben hier, für viele Ansiedlungen und Gemeinden ist der Rio San Juan die einzige Verkehrsverbindung. Über Land ist es wesentlich schwieriger, manchmal sogar unmöglich.

El Castillo kündigt sich schließlich mit einer Reihe bunter Holzhäuser auf Pfählen an. Darüber trohnt auf einem Hügel das Castillo - einst erbaut zur Verteidigung gegen die Piraten. Die haben sich zuhauf vom Atlantik über den Fluss einschlichen und sind über den Lago de Nicaragua bis nach Granada vorgedrungen.


Ich entdecke einen weiteren charmanten Ort - fast paradiesisch mit all den kleinen farbenfrohen Holzhäusern, keines gleicht dem anderen. Kaum eines ohne den obligatorischen Schaukelstuhl auf der Veranda. Es gibt keine Autos.




Die wenigen Wege sind bald erkundet. Die Menschen sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und wohlgelaunt. Nachmittags beleben die Schulkinder in ihrer Blau-weißen-Einheitstracht die kleine Haupstraße, kichernd, gröhlend, tobend.
Was für eine Idylle.


Am Abend steigen Dawn - eine Kanadierin, die ich bereits in San Carlos getroffen hatte - und ich wieder ins Boot. Diesmal um den Rio San Juan bei Dunkelheit und nachtaktiv zu erleben. Drei Locals führen uns unter einem gigantischen Sternenhimmel über den Fluss und an seine Ufer, um am Tage unsichtbares zu entdecken. Ich fühle mich allerdings schon wie ein Eindringling, bei Nacht all den Tieren nachzuspüren und ihnen meine Neugier zuzumuten.





Sonnenuntergang auf dem Rio San Juan im Kayak (Foto: Jasper/NL)

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