Freitag, 30. Dezember 2016

Om mani padme hum - Aufbruch nach Pokhara

Morgens in aller Frühe steigen wir in den Bus, aus dem laut das "Om mani padme hum" ertönt, wohl das berühmteste Mantra der Welt. Die tiefen singenden Stimmen in Endlosschleife haben eine durchaus beruhigende Wirkung auf mich. Und nachdem uns zwei Berufsheilige auch jedem noch einen roten Punkt auf die Stirn getupft haben, sollten uns hoffentlich alle Götter wohlgesonnen sein für die anstehende abenteuerliche Busfahrt. 



"Die Straße ein Lottoschein" heißt es in meinem Reisenotizbuch. Es dauert eine geschlagene Stunde bis wir überhaupt aus Kathmandu heraus sind. Vorbei an unzähligen Baulücken, die sicherlich zum Teil dem Erdbeben vergangenen Jahres anzuhängen sind. Vorbei an schlammigen und voll gemüllten Straßenufern. Im steten Wettkampf mit unzähligen riesigen, bunten Lastwagen geht es die wahrhaftig unberechenbare Schotterpiste aus der Stadt Richtung Berge. 




Es dauert seine Zeit, bis der Bus sich durchgearbeitet hat, unaufhörlich von einem uns in ungläubiges Staunen versetzendes Überholmanöver ins nächste zwängelnd. Am Rande der Strecke reihen sich wenig charismatische Dörfer, dem Durchgangsverkehr der Touristenbusse verschrieben. Diese lassen wir nach einer Frühstückspause auch endlich hinter uns und arbeiten uns langsam und reichlich erschütternd in Richtung des Flusses Trisuli vor, an dessen Ufer wir eine ganze Weile dem Weg nach Westen folgen. Irgendwann erspähen wir die ersten Gemüsefelder und Reisterrassen. Sattestes Grün rechts und links des Flusses. Je weiter wir Richtung Pokhara vordringen, desto heller, freundlicher und wohl auch wohlständiger erscheinen Häuser, Gärten und Felder.





Es empfängt uns eine doch nicht so kleine Stadt. Unverhofft mit einem kräftigen Regenschauer. Der Anblick unserer fabelhaft ausgesuchten Unterkunft entschädigt uns sofort - mit herrlichem Blick von der Dachterrasse auf die umliegenden Berge. Und am nächsten Morgen begrüßt uns ein heißes Pokhara, das nach einem Frühstück im Schatten verlangt. Wir schlendern am Phewa-See entlang und erkundigen uns in einer der vielen Agenturen nach einer passenden Trekking-Tour für uns. Sympathie entscheidet sich schnell und wir werden in drei Tagen zum sechstägigen Annapurna-Panorama-Trek aufbrechen. Bleibt also noch Zeit für einen Tandemflug im Paraglide! Nahnes Idee und nach kurzem Zögern denke ich "Wann, wenn nicht hier und jetzt?" 





Am nächsten Tag sitzen wir also mit mehreren anderen Adrenalin-Junkies eingepfercht im Jeep der "Flying Buddhas" und kämpfen uns offroad einen nahe gelegenen Berg hoch. Das letzte Stück zum Starthang dann zu Fuß. Ich habe erstaunlicherweise keinen Funken Angst mehr in den Kochen, ich frage mich lediglich, ob das tatsächlich so einfach funktioniert: ein bisschen Anlauf am Hang - und dann abheben?!




Es funktioniert tadellos. Wunderbar so über die Landschaft zu schweben, auf all die grünen Terrassen zu blicken, Pokharas Ausdehnung von oben zu sehen, die Pagode inmitten des Waldes am gegenüber liegenden Berg ausmachen zu können. Ich kann die Aussichten in vollen Zügen genießen und vor allem das Gefühl, als ob ich in den Winden gleiten würde. Das Beste zum Schluss: der Sinkflug über dem See, an dessen Ufer wir ruhig und sanft landen. Danke, Pravil!





Ich warte auf dem schlüpfrigen Salzwiesengelände am See und halte Ausschau nach Nahnes Schirm. Kaum ist er am Boden, kann ich sein breites zufriedenes Grinsen sehen. Vor Ort gibt es unter Schatten spendenden Unterständen noch Getränke und Obst. Doch wir feiern dieses besondere Erlebnis anschließend in Pokhara in unserem Lieblings-Cafe, dem "am/pm" mit einem anständigen Frühstück!



Als kleine vorbereitende Trainingseinheit vor der mehrtägigen Wanderung machen wir am nächsten Tag noch einen Ausflug zu der über dem Phewa-See liegenden "World Peace Pagoda". Wir schlagen den Weg zum See hinunter ein, fragen uns durch und schlängeln uns an einem Flussufer entlang, bis wir auf einen Weg durch den Wald bergauf stoßen. An Häusern und Ställen vorbei, über eine Hängebrücke. Über viele Stufen und schmale Wege erreichen wir die große weiße Kuppel. 








Ein unbeschreiblich friedlicher Ort, in den Gärten zu Füßen eines goldenen Buddha wachsen unendlich viele bunte Blumen in denen sich  Schmetterlinge tummeln. Wir picknicken barfuß in Buddhas Nähe im Schatten. Und finden einen anderen Weg zurück hinunter in die Stadt, der uns wieder durch kleine Ansiedlungen, an einzelnen Häusern und Gärten vorbei führt. Unten angekommen, wissen wir nicht genau, wo wir uns befinden. Doch ein lokaler Bus sammelt uns ein und der Schaffner zeigt uns, wo wir nochmal umsteigen müssen. So kommen wir bis fast vor die Haustür.









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