Mittwoch, 21. Dezember 2016

Rüm hart - klar kimming. Übersommern auf Amrum




Abbrechen, aufgeben, umkehren ... Wiederkommen. Zurückkommen. Wohin? Und was dann?
Die Freude auf Vertrautes ist ebenso gewaltig wie die Unsicherheit, als ich wieder in Hamburg lande. Ohne eigene Wohnung, ohne genauen Plan. Im Innern ein schwer wiegendes, kaum greifbares Durcheinander aus Gefühlen des Scheiterns, unbestimmter Angst, Selbstzweifeln. Was tun? Was wollen? Die mir liebsten Menschen der Welt heißen mich willkommen. Eine Weile trägt mich der Taumel der Wiedersehensfreude durch die Zeit des Ankommens.



Doch in der Stadt mag ich nicht lange sein. Ich entscheide mich den bevorstehenden Sommer auf Amrum zu verbringen, einem meiner vertrautesten Orte auf dieser Welt. Wo immer Platz ist für mich, in Helenes Häuschen, für unbestimmte Zeit. Ich packe Fahrrad und Rechner ein, freue mich auf Mamas Garten, Nordseegeruch, Wind auf der Haut und Sand an den Füßen.


Der Sommer zögert und zögert. Badetaugliche Strandtage sind rar. Regen und nordfriesisches Wettergrau geben Gelegenheit für produktive Stunden am Rechner. An trockenen Tagen lasse ich Heckenschere und Rasenmäher aktiv werden. Ich nutze Zeit und Abgeschiedenheit zum Entgiften und koche sogar regelmäßig. Doch ich entkomme ihnen nicht, den nagenden Selbstzweifeln und den Schatten des Gefühls, gescheitert zu sein. Ich beginne zu verstehen, "sich treiben lassen" ist für mich die schwierigste Aufgabe, vor die ich mich in diesem Jahr gestellt habe.


Ich hatte die Illusion, das passive Treiben käme von ganz allein. Nach und nach, mit der Zeit … Doch ich kann nicht wirklich "los" lassen, die Kontrolle abgeben und Dinge einfach geschehen lassen. Das hat das Reisen vielleicht so anstrengend für mich gemacht. Ich wünschte mir, ich könnte ohne festes Ziel dahintreiben, wenigstens für eine Weile. Und gleichzeitig brauche ich doch immer ein Ziel, auf das ich zusteuern kann. Weder das eine noch das andere ist "richtig" oder "falsch". Und ich fühle mich zerrissen, weder Zuhause im passiven Treiben noch im Festhalten am geraden Weg. Im nicht enden wollenden inneren Kampf mit mir selbst.



Der Sommer beschert mir eine Gefährtin auf die Insel, Emma hat ihre Ferienpläne spontan geändert und möchte Zeit mit mir auf Amrum verbringen. Mit ihren 15 Jahren zur Zeit auch in einer herausfordernden Phase ihres Lebens, passen wir wohl gerade ganz gut zusammen. Und es entpuppt sich als willkommene Herausforderung für mich, Emma hier einen Teil meiner Heimat zu zeigen und zu überlegen, was ich ihr zeigen könnte, an was sie Freude haben könnte. Eines stand schon vor Emmas Ankunft fest: wir werden zu einer der Halligen hinüberschippern. Seit wir an einem unserer gemeinsamen Wochenenden in Hamburg einen Film sahen, der auf einer Hallig spielt, will Emma mal eine "in echt" sehen.


Mythen und Geschichten über Sturmflut, Walfänger und die eigensinnigen Friesen faszinieren Emma und wir schaffen es, diesem widerwilligen Sommer die Stirn zu zeigen und besuchen Vorträge statt Strand. Setzen zur Nachbarinsel über und radeln zum Westküstenmuseum. Und weil es Mädchenferien sind, gönnen wir uns auch eine Reitstunde. Und auch wenn Jede von uns in ihrem Innersten oftmals mit ganz anderen Gedanken und Stimmungen - so unterschiedlich sie eben sind mit 15 und fast 50 - verfangen war, so hatten Emma und ich doch eine gute Zeit miteinander. Auch die schwierigeren und weniger harmonischen, die zickigen und an Leichtigkeit armen Tage gilt es manchmal gemeinsam auszuhalten.







Was soll ich tun, wenn ich so seh
Ich kann den Wind nicht ändern nur die Segel drehen
Tausend Fragen, schlagen Rad
Ich will kein neues Leben, nur einen neuen Tag
Was tut gut? Was tut weh?
Ein Gefühl braucht keine Armee
Vor, zurück, zur Seite, ran
Herzlich willkommen!

Neuanfang

Es ist nicht zur früh, es ist nicht zu spät
Ein guter Plan ist mehr als eine Idee
Werf nicht mehr alles in einen Topf
Veränderung braucht ein klaren Kopf
Will mich nicht schämen für ein bisschen Glück
Bin ich es selber oder spielt die Welt verrückt?
Zieh klare Linien zwischen Bauch und Verstand
Herzlich Willkommen!

Neuanfang

Ich bin nicht immun gegen Gegendwind doch ich lauf los
All die schönen Erinnerungen ich halt sie hoch!
Ich fühl mich ein Tag schwach, ein Tag wie neugeboren
Ich will altes nicht bekämpfen ich will neues formen
Folge mein Ruf träume von Wolken leicht
Ich räum die Blüten aus dem Weg nutz die Gelegenheit
Halt mich am Vorne fest
Es fühlt sich wacklig an
Herzlich Willkommen

Neuanfang


Text: Clueso, Musik: Clueso, TOBIAS KUHN





















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